VOLLDAMPF AN DER SAAR

AUTOR: Josef Theobald

Die Saarstrecke wurde erst spät elektrifiziert. Dies geschah in zwei Stufen: 1972
ab dem Sommerfahrplan bis Saarhölzbach und 1973 bis Trier. Bis Saarhölzbach
fuhren vor 1972 im Nahverkehr Dampflokomotiven, die auch im Güterverkehr ein-
gesetzt wurden. Im D- und Eilzugverkehr wurden Diesellokomotiven vorbespannt.
Ziemlich bekannt war neben der reinen D-Zugstrecke Saarbrücken – Koblenz die
als D- und Eilzugstrecke verwendete Eifelbahn in Richtung Köln – Münster.

Vor der Saarstrecke ist die Remsbahn 1971 zwischen Schorndorf und Aalen elek-
trifiziert worden. Ein Hintergrund waren hier die Olympischen Spiele 1972 in der
bayerischen Landeshauptstadt München, der nun eine Ausweichstrecke auf der
Strecke Stuttgart – München über Nördlingen – Donauwörth notwendig machte.

Nach dem II. Weltkrieg sahen sich die Bundesrepublik und die DDR damit kon-
frontiert, dass sie in ihrem Bestand Dampflokomotiven hatten, die wegen des in
den Kriegsjahren verwendeten Materials nicht alterungsbeständig und schweiß-
brüchig waren. So rüstete man die vorhandenen Dampflokomotiven um, indem
man neue geschweißte Ersatzkessel, Verbrennungskammern und ebenso Misch-
vorwärmeranlagen einbaute. Die Verbrennungskammerkessel hatten einen höhe-
ren Anteil hochwertiger Strahlungsheizfläche als die Einheitskessel, waren somit
spezifisch höher belastbar und hatten auch eine höhere stündliche Dampfleistung.
[1]

Das Ergebnis war eine erzielte Kohleersparnis, die 20 % erreichen könnte. [2]
Die von der Deutschen Reichsbahn (DR) rekonstruierten Loks (Reko-Loks) hat-
ten eine störungsfreie Laufleistung von 206.000 km und einen Ausbesserungs-
stand, der bei 6,5 % lag. [3]   

Die Reko-Loks der DDR-Reichsbahn nannte man wegen ihrer unerschöpflichen
Kraft und Leistung ebenfalls „schwarze Mustangs“. Sie wurden wegen der Erd-
ölknappheit noch weit bis in die Achtziger Jahre eingesetzt. Oft leisteten sie in
den abgelegenen Regionen Zubringerdienste, wie auf der Strecke nach Berlin
zwischen Wernigerode und Halberstadt. Erst in Halberstadt wurden die Dampf-
lokomotiven durch Diesellokomotiven aus der Baureihe 120 abgelöst.  

Zum Schluss noch eine Anekdote. In den Jahren 1971/72 besuchte ich in der
Stadt Völklingen das Berufsgrundbildungsjahr. Daher benutzte ich nach 07.10
Uhr den dampfbespannten Eilzug in Richtung Saarbrücken. Die Lokführer zu
dieser Zeit waren Vater und Sohn. Der Sohn nahm die Strecke von Bous nach
Völklingen in einer rasanteren Fahrt als der Vater. Beide wurden für die einzie-
henden E-Lokomotiven rechtzeitig umgeschult.   

ANMERKUNGEN
[1] Klaus Vetter (Herausgeber), Alles über die Dampflok, Sconto im GeraMond
     Verlag, München 2007, Seite 47.    
[2] Heitmann-Melcher-von Steuber, Die Lokomotiven der Baureihe 50 und ihr
     Verbleib, LOKRUNDSCHAU Verlag, Gülzow 2008, Seite 151.
[3] wie [1], jedoch die Seite 48.