RADIO HCJB – DIE JAHRE DER GRÜNDUNG DER DEUTSCHEN ABTEILUNG

AUTOR: Josef Theobald

Im Jahre 1953 gründeten in der Ukraine geborene Mennoniten die
Deutsche Abteilung von RADIO HCJB.

Wer sind diese Mennoniten?

Menno Simons (1496-1561), ein abtrünniger katholischer Priester
aus den Niederlanden, stieß 1536 zur Täuferbewegung und wurde
ein Jahr später Bischof seiner nach ihm benannten Gemeinschaft.
Sein Verdienst war es, den ehemals aggressiven Charakter dieser
Bewegung allmählich abzulegen und eine freikirchliche Alternative
unter dem Schutz toleranter Obrigkeiten ausleben zu dürfen, aber
in aller Abgeschiedenheit. [1] Da die Täufer sowohl für die Regieren-
den als auch für die großen Kirchen eine Gefahr wurden, sind auch
diese schnell im Nebel der Zeit verschwunden, bis sie wieder dann
als Hutterer (Glieder der Herrnhuter Brüdergemeinde) auftraten. Ab
1722 entstand auf dem Gut des Reichsgrafen von Zinzendorf im Ort
Berthelsdorf (Oberlausitz) durch die Aufnahme von Restmitgliedern
der alten böhmisch-mährischen Bruderunität die neue Gemeinschaft,
die Zuflucht „Herrnhut“ (unter des Herren Hut). Einen bedeutenderen
Einfluss übte der nachfolgende Bischof August Gottlieb Spangenberg
aus, indem jener als der zweite Gründer angesehen werden muss. In
dessen Zeit fällt die Ausweitung der Heidenmission, z. B. nach Grön-
land, Nord- und Südamerika, zu fast allen westindischen Inseln, ins
Kapland, nach Ostindien und Labrador. [2]

Ab 1789 zogen viele Mennoniten in mehreren Wellen in die Ukraine,
so dass es 1914 im russischen Reich etwa 100.000 Anhänger in den
zahlreichen, teils selbständigen Siedlungen gab. Angesichts ihrer ab-
weichenden Haltung zum Wehrdienst (Sie verweigerten in der Mehr-
zahl mutig den Dienst an der Waffe) und einer massiven Ausweitung
der atheistischen Propaganda in der Zeit Stalins waren sie wieder ge-
zwungen, in den Westen, nach Kanada, in die USA und in den Süden
Amerikas zu wandern. [3]

Die Zahl der Mennoniten sank in der Zwischenkriegszeit kontinuierlich,
nicht nur wegen der Militärdienstfrage, sondern, weil es sich bei ihnen
nicht um eine ausgesprochen missionarisch orientierte Gemeinschaft
handelte. Allein zwischen 1921 und 1928 sollten rund 20.000 Menno-
niten die Sowjetunion verlassen. [4]
 
In Lateinamerika entstanden größere Siedlungen. Bekannt sind heute
vor allem die Kolonien Menno, Neuland und Fernheim in Paraguay. In
anderen Teilen Südamerikas sind von Bedeutung die Mennonitensied-
lungen in Argentinien (Colonia del Norte, Colonia Pampa de los Gua-
nacos), Uruguay (El Ombú, Gartental, Delta, Colonia Nicolich) und in
Brasilien (Colonia Nova und Colonia Witmarsum). [5]
    
Zu den osteuropäischen Mennoniten zählte auch David Nachtigall, der,
aus Kanada kommend, mit seiner Frau Anna schließlich im Jahre 1953
die Deutsche Abteilung von RADIO HCJB gründen sollte. Schließlich im
Oktober 1964 wurden sie von Peter und Maria Hübert abgelöst. Das Ehe-
paar Hübert kam ebenfalls aus der Ukraine und floh unter Stalin nach Süd-
Brasilien. Sie sollten von 1964 bis 1989 das deutschsprachige Programm
von RADIO HCJB in seinen Facetten entscheidend prägen. Als ein gutes
Beispiel sei hier genannt die Sendung „3000 Meter über dem Meeresspie-
gel“. Dabei wurden sie unterstützt von Sally Schroeder und vom Ehepaar
Cornelius und Elfrieda Baltzer.  

Eine der herausragenden Lehren der Mennoniten ist die Kirchen- oder
Gemeindezucht. Ziel soll es dabei sein, dass hier der Ausgeschlossene
wieder zurechtkommt. Deswegen bleibt es Aufgabe der Gläubigen, ihn
durch Liebe und Barmherzigkeit zurückzugewinnen. [6]

Seit 1982 kamen immer mehr Mitarbeiter aus Deutschland, die aus dem
freikirchlichen Bereich zu RADIO HCJB stießen. Jene werden von einem
persönlichen Freundeskreis aus ihrer Heimat unterstützt.

Mehr Informationen über HCJB in Quito (Ecuador) erhalten Sie unter dem
folgenden LINK:

http://www.andenstimme.org

ANMERKUNGEN
[1] Theologen, Ketzer, Heilige (Kleines Personenlexikon zur Kirchen-
     geschichte), herausgegeben von Manfred Heim, Verlag C. H. Beck,
     München 2001. Seite 272; H-J Goertz, Die Täufer (Geschichte und
     Deutung), Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 1988, Seite 41.
[2] Theologen, Ketzer, Heilige…, Seite 407; Lehrbuch der Kirchenge-
     schichte für Studierende von Johann Heinrich Kurtz, Vierzehnte
     Auflage, August Neumanns Verlag, Leipzig 1906, § 167,7-11.   
[3] Evangelisches Kirchenlexikon (EKL), Bd. 3/7. Seiten 358/59.
[4] Politik und Religion in der Sowjetunion (1917-1941), Harrassowitz
     Verlag, Wiesbaden 2001, Seite 149.
[5] Quelle: WIKIPEDIA, Stichwort: MENNONITEN.
[6] Jürgen Tibusek, Ein Glaube, viele Kirchen (Die christlichen Religions-
     gemeinschaften – Wer sie sind und was sie glauben), 2. aktualisierte
     und überarbeitete Auflage, Brunnen Verlag, Gießen 1996, Seite 275.