DIE FASTNACHT

AUTOR: Josef Theobald

Die Fastnacht ist ursprünglich der Abend vor Beginn der Fastenzeit.
Seit dem 15. Jahrhundert umfasst dies ebenfalls die ganze Woche
davor. So unterschiedlich das Fastnachtsbrauchtum (Verkleidungen,
Umzüge, Sitzungen, Repräsentationen wie Prinz Karneval), so auch
regional verschieden die Bezeichnungen für die „närrischen Tage“ in
ursprünglich katholischen Gegenden. Das Wort „Fastnacht“ (regional
auch: Fassenacht, Fasnacht, Fastelovend oder Fosenet) wird vor al-
lem in Mainz und Umgebung verwendet, in den schwäbisch-alemanni-
schen Gebieten ist vom „Fasnet“ die Rede. Vom Ausdruck „Fasching“
spricht man insbesondere im bayrisch-österreichischen Raum. Im Köl-
ner Raum wird dagegen „Karneval“ (oder „Fasteleer“) gefeiert. Die Aus-
legung, das Wort stamme vom Italienischen „carne vale“ und bedeute
„Fleisch, lebe wohl“, ist umstritten. Höhepunkte der Fastnachts- oder
Karnevalswoche sind der Donnerstag vor Aschermittwoch (Weiberfast-
nacht), Rosenmontag und der Veilchendienstag, an dem der Karneval
oft „feierlich“ zu Grabe getragen wird. Die Fastnacht gilt ja weltweit als
ein katholisches Phänomen, weil sie ein Schwellenfest zur Fastenzeit
nach katholischem Brauch ist. [1]

Eine historische Äquivalenz finden wir in der Römerzeit bei dem Fest
der „Saturnalia“, also ein Fest des altitalienischen Gottes „Saturnus“.
Die „Saturnalia“ erinnerten in ihrem Charakter an die Saturnia regna,
also an das goldene Zeitalter unter Saturnus, als es noch keine Klas-
sen und keinen Privatbesitz gab: der Unterschied zwischen Herren
und Sklaven war aufgehoben. Sklaven genossen ihre Freiheit, spei-
sten mit ihren Herren oder wurden von ihnen bedient. Die „Saturna-
lia“ trugen in ihrer Ausgelassenheit und Fröhlichkeit den Charakter
des Karnevals, man schenkte sich Kerzen und Tonfiguren; das be-
liebte Fest wurde bis zum Ausgang der Antike gefeiert. [2]

In Italien, vor allem in Neapel, Rom und Venedig, war der Karneval
besonders im 18. Jahrhundert populär. Er fand dann wieder über
Frankreich Einzug in Deutschland. In Vorbereitung auf die Fasten-
zeit wurde eine letzte Zeit des Sich-Auslebens erlaubt, in der sinn-
liche Genüsse und gewisse Ausschweifungen zugelassen waren.
Der erste Karnevalsumzug fand in Köln wieder im Jahre 1823 statt.
Die Stadt Köln wurde 1815 als Metropole der Rheinprovinz Teil des
Königreichs Preußen und hatte damit seinen Status als Freie Reichs-
stadt verloren. Nun wollten die Bürger wenigstens einmal im Jahr da-
ran erinnern, wie wohlhabend sie gewesen waren. So entstand der
Prinz Karneval, die Narrenkappen und die gesungenen Jubellieder
sollten Einigkeit aufzeigen.

Die Mainzer Fastnacht wurde stärker von französischen Einflüssen
geprägt, was man noch heute an den Karnevalsuniformen erkennen
kann. Der bekannte Narrhallamarsch war ursprünglich ein Spottlied
auf einen französischen General. [3]
      
ANMERKUNGEN
[1] Manfred Becker-Huberti / Ulrich Lota, KATHOLISCH A-Z (Das
     Handlexikon), Verlag Herder, Freiburg (Breisgau) 2009, Seite
     81.
[2] LEXIKON DER ANTIKE, Verlag Anaconda, Köln 2010, Seite
     516.              
[3] Die wichtigsten Gedenk- und Feiertage (Religiöse und nationale
     Feiertage weltweit), Chronik Bertelsmann, Wissen Media Verlag,
     Gütersloh/München 2009, Seite 21.